Es ist vollbracht!
3 Jahre nach der ersten Idee konnte ich diese Woche das erste Mal in der Einstellhalle unseres Wohnquartiers mit Baujahr 1973 meinen Kona laden. Unsere Siedlung umfasst 51 Einstellhallenplätze. Gerne möchte ich meine Projekt-Erfahrung teilen, da ein Hinderungsgrund für die Entwicklung der E-Mobilität auch die Verfügbarkeit von Ladestationen in Siedlungen / Einstellhallen ist.
Eventuell ist der Beitrag etwas CH-spezifisch, trotzdem vielleicht für den einen oder anderen hilfreich.
Chronologie unseres Projektablaufs:
- 2022: Jemand fragt an der jährlichen Eigentümerversammlung, ob wir uns nicht Gedanken machen sollten zum Thema E-Mobilität und Ladeinfrastruktur.
Ich nehme diesen Steilpass sehr gerne an (damals noch kein E-Auto) und verspreche auf die nächste HV Abklärungen zu treffen.
Während des Jahrs mache ich mir selber ein Bild, treffe mich mit einem kompetenten Elektriker und besichtige ein Quartier welches so eine Nachrüstung bereits gemacht hat. Sehr schnell zeigt sich dass es eine Sackgasse wäre, zuerst einzelne Ladestationen zu realisieren. - 2023: VOR der Eigentümerversammlung versenden wir eine mehrseitige, selbst erstelte Doku an alle Eigentümer welche auf leicht verständliche Weise die Entwicklung der E-Mobilität in den letzten Jahren,sowie das Ladekonzept nach SIA2060 vorstellt, und warum dies in Siedlungen von Anfang so gemacht werden sollte. Es wurden erste Richtpreise genannt, und beantragt, nun belastbare Angebote einzuholen auf die nächste HV.
Dies wird an der Versammlung 2023 gutgeheissen. - 2024: Danach wurden dann 3 Angebote eingeholt und ein Umsetzungskonzept wiederum als mehrseitige, leicht verständliche Doku VOR der Versammlung 2024 versandt, mit dem Antrag zur Umsetzung SIA2060 Stufe C1 mit Anbieter X. Mit einbezogen wurde auch der Umstand, dass in CH unser Kanton die Ausrüstung von Einstellhallenplätzen nach SIA2060 mindestens Stufe C1 mit rund 250.-/Platz unterstützt, dies entsprach etwas mehr als einem Viertel unserer Projektsumme (inkl. Einkauf neuer Netzanschluss).
Zudem wurde die Finanzierung der Umsetzung aus dem Erneuerungsfonds beantragt. Dies geht bei Abstimmungen oft einfacher, weil nicht direkt Geld eingeschossen werden muss von den Eigentümern, und die jährlichen Einlagen in den EF sogar steuerlich abgezogen werden können. Die Abrechnung des Ladestroms wird bei uns über das Ecarup Portal und den lokalen Energieanbieter gemacht. Es entstehen keine laufenden Kosten für die Allgemeinheit. Für die ladenden entsteht aber eine Grundgebühr beim Anbieter von CHF 9.-/Monat, der Strompreis ist mit -.30/kWh akzeptabel.
Lediglich Stufe C1 (Lastmanagement und Ringleitung) wurden der Allgemeinheit belastet. C2 (Strom in der Box) und D (Ladestation aktiv) geht dann rein zu Lasten der Ladeinteressenten.
Der Antrag wurde dann an der HV 2024 angenommen (in CH qualifiziertes Ja erforderlich, gilt rechtlich als nützliche Investition). - 2024-2025: Umsetzung. Ein Problem war noch, dass ein neuer Netzanschluss beantragt werden musste, was aktuell in unserem Kanton je nach Netzbetreiber fast ein Jahr dauert, weil die völlig im Verzug sind.
Dann ging es plötzlich ganz schnell, und im Mai-Juni wurde installiert. Geholfen hat dabei, dass der Netzanbieter bereit war, vorerst mit wenig Stromeinkauf anzufangen (3x63A), das System aber für Vollausbau ausgelegt wird (3x125A).
Aktuell bin ich der einzige der ladet, 2 andere haben immerhin C2 (Strom in der Box) umgesetzt, wollen also in den nächsten Jahren dann laden. Ich bin zuversichtlich dass sich das entwickeln wird.
Fazit
Es ist mit etwas Geduld und Hartnäckigkeit durchaus möglich, auch in älteren Siedlungen mit wenig konkreten Ladeinteressenten eine annehmbare Lösung zu finden.
Es hat sich bewährt, das Projekt in zwei Schritten (Grundlageninformation, Umsetzungskonzept) vorwärts zu bewegen, und die Leute gut und langsam mitzunehmen. Die Abgabe von leicht verständlicher Doku VOR den Versammlungen hat sich ebenfalls sehr bewährt.
Auf den Bildern sieht man, dass unsere Ringleitung an der Decke in der Fahrgasse angebracht ist. So mussten die Parkboxen der nicht interessierten Eigentümer nicht angetastet werden. Dargestellt auch Platzierung Ladestation an der Säule und alternativ an der Aussenwand. Bei uns werden PICO Ladestationen installiert. Eine CH-Entwicklung welche sehr flexibel und günstiger als z.B. Zaptec ist.
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Schaltschrank.jpg StationSäule.jpg StationAussenwand.jpg